Exposé

Egbert Scheunemann: Vom Denken der Natur. Natur und Gesellschaft bei Habermas

Die ökologische Kritik am Industrialismus ist in starkem Maße eine Kritik an den wissenschaftlichen Grundlagen der industrialistischen Produktivitätserfolge. Sie ist in diesem Sinne auch eine Kritik an den Rationalitätsgrundlagen dieser Wissenschaft selbst - und das heißt: eine Kritik instrumenteller Vernunft.

Auch Habermas' kritische Rekonstruktion des Projektes der Moderne ist in starkem Maße eine Rekonstruktion und Kritik der rationalitätsphilosophischen Grundlagen dieses Projektes. Gleichwohl nehmen beide Ansätze, der industrialismuskritische und der von Habermas, kaum Notiz voneinander.

In diesem Buch wird versucht, diesem Defizit etwas abzuhelfen. Vor allem wird Habermas' Konzept eines herrschaftsfreien Diskurses quasi als umfassende Metamethode vorgestellt, mit der an die Lösung der grundlegenden ökologischen Probleme im Industrialismus herangegangen werden sollte - um nicht bei einem letztlich autoritären Ökozentrismus zu landen, der sich auch bei dem Versuch der Beantwortung moralischer oder ethischer Fragen (also auch Fragen einer Naturethik) an ominösen "Naturgesetzen" orientiert. Wir haben jenseits autoritärer Konzepte auch bei der Beantwortung der Frage einer wohlbegründeten Naturethik keine andere Wahl, als einen herrschaftsfreien Diskurs zu installieren und in diesem allein dem eigentümlich zwanglosen Zwang des besseren Argumentes zu folgen.